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Gemeinde Fremdingen (Druckversion)

Forsthaus (Zeughaus) bei Hausen

Eigenen Forstei

Dem Ort nordöstlich vorgelagert ist das mit seinen abgestuften Treppengiebeln schlossartig wirkende ehemalige Forsthaus (Zeughaus) der Herrschaft Oettingen-Spielberg Die Errichtung dieser Verwaltungsstelle erfolgte spätestens zu dem Zeitpunkt, als die Grafen von Oettingen nicht mehr über den zentralen Meierhof in Hausen ihre besonderen Verwaltungsaufgaben ausüben konnten.

1850 stieg Hausen zu einer eigenen Forstei auf, von der aus die umliegenden Waldungen betreut wurden. Gerade der Forst gab vielen Hausener Familien Arbeit und Brot. Sie arbeiteten als Holzfäller, Waldaufseher und Tagelöhnerinnen. Längst lebt kein Förster mehr in Hausen. Das Revier wird von Fremdingen aus betreut. Geblieben sind das im Zuge der Dorferneuerung schmuck renovierte Haus, die Nebengebäude und Reste einer Gartenanlage mit Pavillon.

Der Wald

Der Wald hat in der Gemeinde eine große Bedeutung und eine lange Geschichte. Bereits in einer Kaiserurkunde von 1053 erscheint das "forestum" im Nordries. Bis 1500 liegen Hinweise auf ungeregelte Plenternutzung vor. Dann beginnt mit der Gründung von Forstämtern  eine erste planmäßige Forstwirtschaft. Um 1750 wird die Fichte angepflanzt. Wegen ihres raschen Wuchses hat sie sich zum "Brotbaum" der Waldbesitzer entwickelt.

Den nördlichen Teil des Gemeindegebietes prägt der Wald, der 1.950 ha (39 %) der Fläche bedeckt. Auch die  Gemeinde Fremdingen selbst  ist Besitzer von 61,5 ha Wald, der sich in 22 Flächen zersplittert. Der Normalzuwachs des Gemeindewaldes beträgt etwa 400 Festmeter im Jahr. Große Windwurfkatastrophen (1990 "Wiebke", 1999 "Lothar", 2002 "Jeanett") hatten katastrophale Auswirkungen auf den Gemeindewald. Nach dem Waldgesetz für Bayern ist der Gemeindewald vorbildlich zu bewirtschaften, da dieser dem allgemeinen Wohl in besonderem Maße dient.

Wir wollen eine naturnahe Forstwirtschaft mit standortgemäßen, gesunden, leistungsfähigen und stabilen Wäldern. Unter Berücksichtung einer Standorterkundung soll der Nadelholzanteil in den nächsten 20 Jahren von heute 75 % auf 70 % reduziert werden. Der Aufbau und die Erhaltung artenreicher Mischbestände erhöht nicht nur die Betriebssicherheit, sondern erhält und schafft auch Lebensräume für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.

Wildfrevel

Wegen des reichen Wildbestandes im Oettinger Forst kam es in früheren Zeiten immer wieder zu Wildfrevel. 1767 ging sogar ein Pfarrer unter die Wildschützen und verkaufte seinen Amtsbrüdern und den Franziskanerinnen aus Hochaltingen das Wildbret. Der empörte Fürst belegte den Frevler mit einer empfindlichen Geldbuße von 2.000 Gulden. 1770 stellte der Fremdinger Jäger nahe Bosacker einen jungen Burschen beim Wildern und erschoss ihn. Die Bevölkerung war empört, da der tödliche Schuss offensichtlich von hinten erfolgte. Der Getötete durfte nicht einmal kirchlich beerdigt werden. Amtsknechte trugen ihn nach Schopflohe und verscharrten ihn dort unter dem Galgen.

Im August 1888 ereignete sich eine schreckliche Bluttat, die nie gesühnt wurde. Man fand den 29jährigen Gastwirtssohn und Jäger Johann Karl Lehr aus Gerolfingen in der Waldabteilung Madholz südlich der Buchhofkapelle tot in seinem Blut liegend. Bei der Jagd am Sonntagmorgen ist er auf zwei Wilderer gestoßen. Einer schoss ihm eine schwere Schrotladung in den Unterleib. Während er um Hilfe rief, soll ihn sein Mörder mit einem Gewehrkolbenstoß ins Genick vollends erschlagen haben. So jedenfalls fand ihn ein Kräuter suchender Bauer aus Himmerstall. Der Mörder selbst ist geflüchtet und soll nach Amerika ausgewandert sein. Dort, so weiß ein Gerücht, sei er in sumpfigem Gelände mit seinem Pferd jämmerlich ums Leben gekommen. Heute käme niemand mehr auf die Idee zu wildern. Die Jagdgenossenschaften verpachten die jagdbaren Flächen und verwenden den Pachtschilling häufig zum Wegebau.

http://www.fremdingen.de//de/unsere-gemeinde/geschichtliches-zu-unseren-ortsteilen/forsthaus-zeughaus-bei-hausen